Uber Green – Umweltfreundlich oder Greenwashing?

Ein Faktencheck für Taxi- und Mietwagenunternehmen in Bayern

„Uber Green“ – der Name klingt nach Fortschritt, Umweltschutz und Zukunft. Doch wie viel „grün“ steckt wirklich im Angebot der Plattform-Krake?

Und welche Auswirkungen hat der Service auf die Taxi- und Mietwagenbranche in Bayern?

Wir haben uns die Fakten angesehen.

1. Was ist Uber Green überhaupt?

Uber Green ist ein spezielles Buchungsangebot der Uber-App, bei dem Fahrgäste gezielt ein umweltfreundliches Fahrzeug wählen können – also ein Elektroauto oder ein Plug-in-Hybrid-Fahrzeug.

Der Dienst steht bislang nur in ausgewählten Städten Deutschlands zur Verfügung, z. B. in Berlin, München oder Hamburg.

Uber selbst bewirbt das Produkt mit dem Anspruch, emissionsarme Mobilität fördern zu wollen.

Uber Green vs Taxi

Doch: Ist das wirklich ein echter Fortschritt in Sachen Klimaschutz – oder eher ein PR-Instrument mit begrenzter Wirkung?

2. Welcher Anteil von Uber Green ist tatsächlich grün?

Der Dienst ist derzeit nur in Ballungszentren aktiv. Laut Aussagen von Uber Deutschland liegt der Anteil der Green-Fahrten je nach Stadt bei bis zu 20%. Die Plattform selbst gibt keine genauen Zahlen heraus, auf Nachfrage verweist man auf „lokale Entwicklungen“ und einen „laufenden Prozess zur Elektrifizierung der Flotte“. Die Realität auf der Straße ist allerdings eine andere: Wer ein „Green“-Fahrzeug bestellt, bekommt in der Praxis nicht selten einen herkömmlichen Verbrenner – einfach deshalb, weil zu wenige E-Fahrzeuge in der Uber-Flotte verfügbar sind. Der grüne Button in der App hat insoweit eher symbolische Bedeutung. Es liegen unserem Fachverband E-Mails zur Thematik vor, die die Vorgehensweise bei Uber-Green als „Mogelpackung“ und als „Bauernfängerei“ bezeichnen. Wohl zu Recht.

3. Wie grün ist die Uber-Flotte wirklich?

Die Vermittlungsplattform Uber betreibt (bekanntermaßen) keine eigenen Fahrzeuge, sondern vermittelt Fahrten an Mietwagenunternehmen in der Verkehrsform § 49 PBefG (an sogenannte „Generalunternehmer“ oder vertragsgebundene Firmen), seltener auch an Taxi-Betriebe.

Die Entscheidung über den Fahrzeugeinsatz liegt also bei den Uber-Partnern, nicht beim US-amerikanischen Technikanbieter. Das bedeutet in der täglichen Praxis:

Uber-Green (literally)

Ob nach der Bestellung ein Tesla, ein ID.4 oder ein klassischer Mercedes mit Verbrennungsmotor vorfährt, ist mehr oder weniger Zufall und eigentlich unabhängig davon, welche Fahrzeugkategorie der Fahrgast ausgewählt hat. Mit etwas Glück ist tatsächlich auch ein e-Fahrzeug dabei. 

Einige Uber-Partnerunternehmen haben angekündigt, ihre „Corolla“-Flotten Zug um Zug auf e-Mobilität umzustellen. Der aktuell beschlossene „Investitionsbooster“ der Bundesregierung stellt eine ökonomisch interessante Voraussetzung dar. Wir berichteten bereits darüber. Andere Uber-Firmen teilen mit, dass sich die E-Mobilität wirtschaftlich „noch nicht rechnet“ – angeblich wegen fehlender Ladeinfrastruktur, dem Reichweiten-Risiko und höheren Anschaffungskosten. Was natürlich Unsinn ist.

Wir erinnern uns: Die staatlichen Förderungen für gewerblich genutzte E-Fahrzeuge sind 2024 durch einen fragwürdigen Habeck-Alleingang deutlich reduziert worden. Viele Mietwagenunternehmen haben dadurch ihren Umstiegsplan auf Elektromobilität zurückgestellt, unter Umständen auch ganz aufgegeben. Das betraf nicht nur Uber-Partner, sondern auch die klassischen Mietwagen- und Taxiunternehmen. Für den ländlichen Raum ist der Wechsel auf e-Fahrzeuge ohnehin schwierig: häufig fehlende Schnelllader und die damit verbunden unattraktiven Standzeiten beim Laden machen E-Mobilität im harten Alltag der Landkreis-Taxis tendenziell unattraktiv.

Zurück zu Uber: Die Plattformvermittlung betont zwar, dass man „langfristig alle Fahrten emissionsfrei“ anbieten wolle – konkrete Maßnahmen oder Verpflichtungen zu dieser Ankündigung gibt es bislang jedoch keine. Außer vollmundigem Getöse ist nicht viel passiert.

4. Was sagen Taxi-Unternehmer dazu?

Für viele Taxi-Unternehmen klingt Uber „Green“ wie Hohn. Seit Jahren stemmt sich unser ordnungsgemäß arbeitendes Gewerbe gegen Dumpingpreise, Verdrängungswettbewerb, unklare Rechtslagen und Wettbewerbsverzerrung durch Mietwagenplattformen.

Dass sich nun ausgerechnet der US-Mobilitätsanbieter, dessen Firmen häufig nur durch ordnungswidrige und/oder strafbewährte Betriebsführung auffallen, ein grünes Image zulegt, ist gewerbepolitisch eine Lachnummer.

Die bei Fachverbänden allerdings für eine gesunde Skepsis sorgt: „Wir haben teilweise komplett elektrische Taxiflotten in Städten wie München oder Stuttgart – ganz ohne Uber,“ berichtet uns der Geschäftsführer eines großen Taxi-Betriebes aus Bayern. „Aber wir machen keine große Werbung damit, weil es für uns selbstverständlich ist, ökologisch zu denken und umweltverträglich zu fahren.“

Hinzu kommt: Für Taxibetriebe gelten andere Regularien, vorliegend insbesondere die Tarif- und Beförderungspflicht, welche betriebliche Emissionen nicht unerheblich beeinflusst. Ein echter Vergleich zwischen „Green-Taxi“ und „Green-Uber“ ist kaum möglich – und das wird in der öffentlichen Wahrnehmung oft unterschlagen (mal abgesehen davon, dass es bei Uber-„Green“ häufig nur bei der Ankündigung bleibt und de facto ein Verbrennerauto vorfährt…).

5. Greenwashing-Vorwürfe: Was ist dran?

Der Begriff „Greenwashing“ beschreibt das Phänomen, sich ein umweltfreundliches Image zuzulegen, ohne im Kern tatsächlich ökologisch zu denken und zu handeln. Genau das werfen Kritiker dem Produkt „Uber-Green“ vor.

Argumente können sein:

  • Wenig Transparenz: Keine Angaben über die tatsächliche Anzahl von Green-Fahrten
  • Fehlende Verpflichtung:Uber-Fahrer können teils wählen, ob sie ein e-Fahrzeug oder einen Verbrenner-Mietwagen nutzen
  • Unverändertes Preismodell: Green-Fahrten sind nach unserer Kenntnis gleich teuer wie „normale“ Uber-Beförderungen
  • Keine Timeline: konkreten Umstiegsziele für Deutschland nicht bekannt, jedenfalls nicht kommuniziert

Argumente contra:

  • Nutzerwahl: Wer möchte, kann aktiv ein emissionsarmes Fahrzeug buchen. Scheitert bei Uber allerdings (nicht selten) an der Verfügbarkeit von e-Fahrzeugen.
  • Anreize für Partner: Uber bietet Fahrern mit e-Autos im Idealfall reduzierte Vermittlungsgebühren. Hinweis hierzu: Uber-Vermittlungsgebühren werden einseitig durch den Mobilitätsriesen festgelegt. Motto: Take it or leave it.
  • Signalwirkung: Das Angebot fördert Sichtbarkeit von e-Mobilität. Tatsächlich handelt es sich um eine lediglich mediale Sichtbarkeit. Vor Ort, beispielsweise in der Metropolregion Nürnberg, ist Uber-Green – so gut wie – nicht verfügbar.

6. Was bringt es dem Fahrgast?

Für die Kundschaft ist Uber Green vor allem ein (trügerisches) gutes Gefühl. Wer Wert auf Nachhaltigkeit legt, hat zumindest die Option, ein emissionsarmes Fahrzeug zu wählen – auch wenn das Ergebnis in der Praxis nicht überzeugt.

Eine Umfrage der Verbraucherzentrale NRW aus 2023 zeigte, dass viele Nutzer bei „Green“-Angeboten gar nicht wissen, ob das Fahrzeug wirklich elektrisch ist – oder einfach nur ein modernes Hybridmodell mit kaum elektrischem Fahranteil. Die gebräuchlichsten technischen Abkürzungen für Hybridautos sind HEV (Hybrid Electric Vehicle) für Vollhybride, die fahrzeugintern aufgeladen werden, und PHEV (Plug-in Hybrid Electric Vehicle) für Fahrzeuge, die extern an einer Steckdose aufgeladen werden können und üblicherweise eine größere elektrische Reichweite haben.

7. Grüne Zukunft oder grüne Mogelpackung?

„Uber Green“ ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber kein großer Wurf und aktuell wohl nur Augenwischerei. In Deutschland ist der Anteil elektrischer Fahrten im Uber-System tendenziell noch sehr gering, der Einfluss auf das Klima damit marginal. Das Konzept lebt also mehr vom Image als von messbaren Effekten.

Für Taxi- und Mietwagenunternehmer in Bayern bedeutet das vor allem:

  • Wettbewerbsvorteil: Wer wirklich auf E-Mobilität setzt, kann dies gezielt bewerben – ehrlicher und authentischer als Uber.
  • Investitionssicherheit: Anders als bei Mietwagen-Apps gibt es im Taxi klare Regeln und Strukturen, feste Tarife und glaubhafte regionale Bindung. Das Motto muss sein: support your local dealer!
  • Positionierung: Ein nachhaltiges Mobilitätsangebot mit echten grünen Emissionswerten kann zu einem USP (Alleinstellungsmerkmal) werden, insbesondere im kommunalen Auftrag (Schulkinder!), im Shuttle-Bereich und bei der Sozialbeförderung. Green ist Zukunft.

8. Ausblick Bayern

Die Debatte um nachhaltige Mobilität wird weiter Fahrt aufnehmen – mit oder ohne Plattformen. Entscheidend ist, wer echte Fortschritte macht und nicht, wer sich einen grünen Anstrich gibt.  Perspektivisch gesehen liegt hier eine nicht unbedeutende Chance für die Taxi- und Mietwagenbranche: Mit Seriosität, Transparenz und regionaler Verwurzelung überzeugen – statt mit leeren Versprechen auf dem Smartphone.

Wenn Sie als Taxi- oder Mietwagenunternehmer über den Umstieg auf e-Fahrzeuge nachdenken, informieren Sie sich gerne bei Ihrem Landesverband über aktuelle Förderprogramme, Erfahrungen aus der Praxis und technische Optionen. Denn eines ist sicher: Grün ist gut. Und grüne Glaubwürdigkeit noch besser.

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