Uber Berlin: Sponsoring-Offensive setzt die Taxi-Branche weiter unter Druck

Der Fahrdienstvermittler Uber nutzt Berlin immer häufiger für Sponsorings, um sein (fragwürdiges) Image aufzupolieren und um den Fahrdienst insgesamt gesellschaftlich zu verankern. Ob Musik- und Kulturveranstaltungen oder die gezielte Förderung markanter Gebäude und öffentlicher Räume, unsere Bundeshauptstadt verkommt mehr und mehr zur Uber-City: Die Strategie ist klar: Uber will sich als verantwortungsbewusster, moderner Mobilitätsanbieter präsentieren und so die eigene Akzeptanz und Bekanntheit der Plattform in der Bevölkerung steigern.

Geld ist scheinbar – ohne Ende – vorhanden.

Doch hinter der freundlichen und gesellschaftsnahen Fassade steckt ein harter Wettbewerb, der die gewachsene Taxi-Branche unserer Hauptstadt zunehmend belastet und an den Rande des Ruins bringt.

Meinhardt-TMV-Pointer
Patrick Meinhardt (TMV)
Kai Wegner (Portrait)
Regierender Oberbürgermeister von
Berlin, Kai Wegner

Der „Break-Even“ ist wahrscheinlich schon erreicht und wohl auch schon überschritten. Die klassischen Berliner Taxi-Betriebe stehen nicht erst seit dem Markteintritt der digitalen Plattformen unter enormem Preisdruck.

Inzwischen droht auch die mediale und öffentliche Aufmerksamkeit zu kippen – zugunsten eines Konzerns, der mit seinen Milliarden an Marketingbudgets die öffentliche Meinung subtil beeinflusst.

Die Sponsering-Offensive scheint erfolgreich zu sein. Die Durchdringung der Berliner Politik ist nicht zu übersehen.

Sehen Sie hierzu das Schreiben unseres Bundesverbandes TMV an den regierenden Oberbürgermeister von Berlin, Herrn Kai Wegner. Die lokale Presse – der Tagesspiegel – hat bereits darauf reagiert.

Wir haben die Schnauze voll

Besonders kritisch ist die Tatsache, dass Uber mit dieser Marketingstrategie nicht nur Fahrgäste gewinnen will, sondern auch Entscheidungsprozesse auf politischer und kommunaler Ebene zu seinen Gunsten beeinflussen möchte und wohl auch beeinflussen kann.

Die finanzielle Unterstützung prominenter Orte und Events (Uber Arena ,Uber Eats Music Hall, Hip Hop Ball usw.) vermittelt Nähe zu gesellschaftlich relevanten Themen und verleiht dem US-Unternehmen einen zweifelhaften Anstrich von Gemeinwohlorientierung, der mit der Realität allerdings wenig zu tun hat.

Die letzte Berichterstattung aus der Bundeshauptstadt liest sich wie ein Krimi: ein standhafter SPD-Politiker, der Verkehrsexperte Tino Schopf, wollte es 2024 genau wissen.

Er fragte nach und legte den Finger in die Wunde des Mietwagen-Sumpfes (Zulassungspraxis, Scheinbetriebssitze, Doppel-„Konzessionen“, flächendeckendes Vollzugsdefizit usw).

Eine Beharrlichkeit, die sich auszahlte. Es mussten 1.661 illegal betriebene Mietwagen (!) Ende 2024 vom Markt genommen werden.

Demo Anti-Uber

Dies entspricht etwa der Anzahl der in der Metropolregion Nürnberg zugelassenen Taxi-Genehmigungen, einem Hotspot von 23 Landkreisen und 11 kreisfreien Städte mit als 3,5 Mio Einwohnern. Nicht schlecht. Bravo Herr Schopf!

1.661 illegale Mietwagen (inzwischen gab es weitere Zwangsstilllegungen) sind ein unfassbarer Skandal, der im Kontext „Uber und Sponsor“ einen etwas bitteren Beigeschmack bekommt.

Berlin darf nicht käuflich werden!

Die Berliner Taxi-Branche befürchtet zu Recht, dass diese aggressive Form der Öffentlichkeitsarbeit das Vertrauen der Bevölkerung in die etablierte Verkehrsform Taxi weiter untergräbt.

Sie fordert deshalb mehr Fingespitzengefühl von Seiten der Stadt sowie eine kritische Prüfung der Rolle und der Position, die Uber beim Sponsoring im öffentlicher Raum und bei Events einnimmt.

Damit der Uber-Sponsor-Mist keine Schule macht.

Die Frage ist daher nicht nur, wie stark der Einfluss dieses Konzerns auf die urbane Kultur und das Budget der Stadt werden darf – sie hat auch etwas mit fairen Wettbewerb zu tun.

Taxi Uber-Nein

Für die Taxi-Betriebe geht es um nichts weniger als ihre Existenz. Und für die Politik darum, die Balance zwischen Innovation/Digitalität und den bewährten Standards der Daseinsvorsorge zu wahren.

Wir entscheiden uns für die Daseinsvorsorge.

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