TMV: Die kleine Fachkunde ist so sinnlos wie ein Kropf 

Am Mittwoch, den 16. Juli 2025 haben der Taxi-Verband Deutschland e.V. (TMV) Präsident Thomas Kroker und der TMV-Hauptgeschäftsführer Patrick Meinhardt den bayerischen Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr Christian Bernreiter MdL in seiner Funktion als Vorsitzender der Verkehrsministerkonferenz in seinem Amtssitz in München zu einem Austausch besucht.

Das Thema, das Kroker und Meinhardt dem Minister mit viel Leidenschaft vorgestellt haben, ist das aus unserer Sicht nicht mehr erträgliche, geschweige denn vermittelbare Chaos bei der sogenannten Kleinen Fachkunde (wir berichteten mehrfach). 

Der TMV ist mit dem Termin ausgesprochen zufrieden, weil der Minister nach den ausführlichen Informationen der Herren Kroker und Meinhardt eine umfassende Prüfung in Auftrag gegeben hat. 

Kleine Fachkunde Taxi Plakat

1. Einführung und gesetzliche Grundlage

Die sogenannte „Kleine Fachkunde“ wurde mit der Novelle des Personenbeförderungsgesetzes (PBefG) am 1. August 2021 eingeführt. Sie betrifft insbesondere Fahrerinnen und Fahrer im Gelegenheitsverkehr mit Taxis und Mietwagen.

Die konkrete Ausgestaltung der Fachkunde erfolgt aktuell noch über die Verordnung zur Festlegung von Anforderungen an die Fachkunde – diese befindet sich im Verordnungsgebungsverfahren und ist noch nicht bundesweit in Kraft getreten. Einzelne Bundesländer planen Pilotmodelle einzuführen.


2. Ziel und Inhalte der kleinen Fachkunde

Das frühere Ziel der anundfürsich sinnvollen Berufszugangsprüfung war es, grundlegende Kenntnisse für eine sichere und rechtskonforme Personenbeförderung sicherzustellen. Abgefragt werden sollen u.a.:

  • Rechtsvorschriften (PBefG, StVO, StVZO, ArbZG, Datenschutz etc.)
  • Pflichten im Personenbeförderungsverkehr (Betriebspflichten, Beförderungspflicht, Abrechnung)
  • Ortskunde (je nach Region, voraussichtlich reduziert im Vergleich zur früheren Ortskundeprüfung)
  • Umgang mit Fahrgästen, inkl. Sicherheit, Verhalten bei Notfällen, Serviceorientierung
  • Fahrzeugtechnik und Sicherheit

3. Dauer und Durchführung

  • Die genaue Dauer der Schulung und Prüfung ist noch nicht bundeseinheitlich festgelegt
  • Vorgesehen ist eine mehrstündige Schulung (ggf. online oder in Präsenz) mit anschließender Multiple-Choice-Prüfung
  • Zuständig werden voraussichtlich die IHKs oder kommunale Behörden sein

4. Vorteile

  • Rechtssicherheit und Grundqualifikation für Fahrer
  • Erhöhung der Service- und Sicherheitsstandards

5. Nachteile und Kritikpunkte

  • Fehlende bundesweite Regelung bislang (Stand Mitte 2025)
  • Uneinheitliche Umsetzung und Übergangsregelungen auf Landesebene
  • Unklarheit über Prüfungsanforderungen und Inhalte für Fahrer
  • Generische Vorschrift ohne Berücksichtigung der Stadt-Land-Divergenz
  • Wenig praktikable Berufszugangshürde
  • Kostenintensiver und bürokratischer Mehraufwand für Unternehmen und Fahrpersonal – gerade vor dem Hintergrund des Fahrpersonalmangels
  • organisatorischer Aufwand für Behörden und Prüfstellen und Unternehmen

6. Fazit

  • Sinnlose und praxisfremde Pseudoprüfung
  • Die Kleine Fachkunde ist am politischen Umsetzungswillen und an der faktischen Problemlage gescheitert

Meinhardt und Kroker haben mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg gehalten:

„Nach sage und schreibe über einem Jahr Funkstille waren wir als Verbände im letzten Jahr informiert worden, dass eine digitale Kleine Fachkunde aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht möglich sei. Diese Information war für uns nicht nachvollziehbar, da wir uns noch zwölf Monate zuvor im Klaren waren, dass dies genau wie an Hochschulen in der Corona-Zeit möglich sein müsste und nur noch das Wie technisch zu klären sein. Dann haben wir bei einem Termin mit damaligen Bundesverkehrsminister Volker Wissing gemeinsam festgestellt, dass eine Kleine Fachkunde so definitiv keinerlei Sinn mehr macht, insbesondere wenn diese am Ende noch nicht einmal digital abgenommen werden kann. Wir haben dem Bundesverkehrsministerium wie zugesagt dies als schriftliche Stellungnahme eingereicht und auf dieser Grundlage war für uns Klar: Das wars endlich mit dem Bürokratiemonster Kleine Fachkunde.“ 

Patrick Meinhardt, der inzwischen über soviel Dilettantismus nur noch verärgert den Kopf schütteln kann:

Aus irgendeinem Hinterzimmer irgendeiner Ministerialbürokratie scheint es jetzt irgendetwas zur Kleinen Fachkunde zu geben und man hört, dass diese wie auch immer geartete Ausarbeitung jetzt irgendwo im Verkehrsministerium zur Prüfung liegen soll. Einen fachlichen Kontakt mit uns als TMV hat es jetzt wiederum ein Jahr nicht mehr gegeben; es herrscht mal wieder Sprachlosigkeit. Das alles ist nur noch eine Farce.“

Und auch Thomas Kroker hat nochmals gerade aus der der Münchener und bayerischen Sicht klar gestellt:

„Seit vier Jahren lässt man uns hängen. Wir haben in der Zwischenzeit selbstverständlich als Mittelständler, die ihre Verantwortung leben, die Ausbildung unserer Taxifahrer auch in Bayern selbst übernommen, um die Qualität sicherstellen zu können. Entweder machen das gerade im ländlichen Bereich die Unternehmer selbst oder in den Städten die Zentralen. Das ist ja in unserem ureigensten Interesse. Und nun, da wir uns jahrelang selbst organisieren mussten, soll es auf einmal doch eine kostenpflichtige Prüfung geben, in der das wichtigste Thema offensichtlich ausgegliedert ist: Die Kundenorientierung. Eine praxisferne Prüfung, die am grünen Tisch ausgearbeitet wurde, ist so sinnlos wie ein Kropf und braucht niemand – nicht die Unternehmer, nicht die Fahrer, nicht die Verbände, nicht die Verwaltung und nicht die Politik!“. 

Kroker und Meinhardt gehen mit einem guten Gefühl aus diesem Termin:

Wir sind froh, dass der Vorsitzende des Verkehrsministerkonferenz unseren Ausführungen aufmerksam zugehört und sofort eine Prüfung beauftragt hat. Das wird jetzt in Ruhe und mit praktischer Vernunft gemacht. Unser nächster Schritt ist nun auch den Bundesverkehrsminister umfassend in Kenntnis zu setzen und ihn um eine baldige Verbandsrunde zu bitten, damit endlich transparent der Stand der Dinge dargestellt wird. Unsere Linie ist glasklar: Eine bürokratische und praxisferne Kleine Fachkunde braucht niemand und sollte schnell in den Schubladen des Ministeriums verschwinden.